Zwischenruf
Klitterung der Geschichte
von Wilhelm v. Gottberg
Derzeit wird in Potsdam eine Ausstellung mit dem Titel „Europa Jagellonica. Kunst und Kultur unter der Herrschaft der Jagiellonen 1386 bis 1572“ gezeigt. Die Ausstellung will einen Eindruck über die Kultur und die Kunst Mitteleuropas in dieser Zeit vermitteln. In der Ausstellung werden farbenprächtige Bilder und Skulpturen aus dem Bereich der sakralen Kunst gezeigt. Die meisten Exponate kommen aus dem heutigen Polen.
Zu der Ausstellung gehören rund zwei Duzend Texttafeln, in der die Jagiellonenzeit kommentiert wird. Die Jagiellonen, ein polnisch-litauisches Fürstengeschlecht, hatte durch Krieg, aber auch durch intelligente Heiratspolitik, für rund 180 Jahre ein polnisch-litauisches Großreich geschaffen. Diese Tafeln beinhalten skandalöse Geschichtsverfälschungen. Nur drei können hier benannt werden:
Schlesien habe zum polnischen Jagiellonenreich
gehört; zum Beweis wird eine Karte Schlesiens gezeigt mit ausschließlich
polnischer Ortsbezeichnung. Unglaublich. Als ob es den Vertrag
von Trentschin 1335 nie gegeben hat.
Der Toleranzgedanke – religiöse Toleranz – sei
in Polen begründet worden. Tatsächlich hatte der Protestantismus während der
Reformationszeit in Polen erhebliche Anklang gefunden. Die Gegenreformation
war massiv. Die
Glaubensflüchtlinge aus ganz Europa kamen im 17. und 18. Jahrhundert nach
Preußen.
In einer Texttafel ist die Karte des Herzogtums Preußen abgebildet. In diese Karte hat man hinein gefälscht den heutigen russischen Teil Ostpreußens und als Zentrum wird „Kaliningrad“ angegeben. Wohlgemerkt die Ausstellung behandelt die Zeit von 1386 bis 1572.
Diese Ausstellung vermittelt den Eindruck, der Osten des früheren Deutschen Reiches war nie deutsch. Die Schirmherrschaft über dieses Machwerk haben die Außenminister Polens, Tschechiens und Deutschlands.
Wilhelm v. Gottberg
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Als Polen auf Schlesien verzichtete
Vor 675 Jahren gab es an der Donau rund 40 Kilometer nördlich von Budapest in Plintenburg (Visegrad) ein Dreikönigstreffen der besonderen Art. Es trafen sich der ungarische Gastgeber Karl von Anjou, der Pole Kasimir der Große und Johann von Böhmen mit großem Gefolge. Das dreiwöchige Treffen endete am 19. November 1335 mit dem böhmisch-polnischen Vertrag von Visegrad. In der sogenannten Zitadelle auf einem Bergkegel am Donauknie wurde noch einmal der Inhalt des wenige Monate zuvor am 24. August 1335 unterzeichneten böhmisch-polnischen Vertrages von Trentschin bestätigt.
Verzicht »auf ewige Zeiten«
In jenem Sommer hatte Karl Johann und Kasimir auf seine nahe der Grenze zu Böhmen und Polen gelegene Burg Trentschin geladen, um zu mitteln. Das Ergebnis war der gleichnamige Vertrag, in dem Johann und sein Sohn Karl auf den polnischen Königstitel, den sie von den Premysliden ererbt hatten, verzichteten. Dafür verzichtete der Polenkönig „auf ewige Zeiten“ auf alle Ansprüche Polens auf Schlesien. Am 9. Februar 1339 wurde der Vertrag von Trentschin in Krakau ratifiziert.
In dem am 22. November 1348 in der schlesischen Stadt Namslau geschlossenen gleichnamigen Frieden bekräftigten Kasimir und der böhmisch König Karl IV. nochmals den Vertrag von Trentschin. Kasimirs Nachfolger Ludwig I. bestätigte 1372 in seiner Eigenschaft als König von Polen die Trentschiner Verzichtserklärung in vollem Umfang. Die mit dem Vertrag festgelegte schlesisch-polnische Grenze blieb bis 1945 weitgehend bestehen.
Nach dem Tode König Ludwigs II. 1526 fiel mit
Böhmen und Ungarn auch Schlesien an die Habsburger. Die Habsburgerin Maria
Theresia trat dann als
Ergebnis der Schlesischen Kriege (1740–1763) den größten Teil Schlesiens an
Preußen ab. M.R.
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