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Am schlimmsten traf es Ostpreußen
Die verschwiegenen und verdrängten Leiden der Opfer der Massenvergewaltigungen der Jahre 1944/45
von Ingo von Münch

Der Zweite Weltkrieg hat wie kein Krieg zuvor unermessliches Leid über unzählige Menschen gebracht, über Frauen und Männer, über Kinder und Alte, dies nicht nur in Ostpreußen, sondern auch in anderen Teilen Deutschlands und in anderen Ländern. Die Leiden waren vielfältiger Art: Tod von nahen Angehörigen (insbesondere von Kindern), Flucht im eiskalten Winter, Zwangsarbeit, Vertreibung, Hunger – so mancher Flüchtling oder Gefangener wäre über ein Stück Pferdefleisch glück­lich gewesen. Ein spezielles Leid, das nur Frauen und Mädchen traf, und dies ganz besonders in Ostpreußen, waren die Massenvergewaltigungen 1944/45.

Die massenhafte Vergewaltigung von Frauen und Mädchen durch sowjetische Soldaten geschah in allen östlichen Teilen Deutschlands, übrigens auch in Österreich, in Ungarn und in Jugoslawien. Am schlimmsten traf es Ostpreußen. Von einer englischen Historikerin (Cathe­rine Merridale) stammt die Feststellung, dass die Gewalt gegen Frauen „in Ostpreußen ihre furchtbarsten Ausmaße annahm“. Es war Ostpreußen, wo die Rote Armee zum ersten Mal auf deutschen Boden vorge­rückt war. Nemmersdorf im Kreis Gumbinnen war am 21. Oktober 1944 der erste von sowjetischen Truppen besetzte Ort auf deutschem (genauer: ostpreußischem) Gebiet, und zugleich der Ort, an dem die Leiden der ostpreußischen Frauen und Mädchen begannen. Das Foto der in Nemmersdorf ermordeten Frauen und Kinder ist bekannt. Wenig bekannt ist dagegen, dass ein deutscher Hobby-Historiker die geradezu absurde These aufgestellt hat, es hätten „subversiv arbeitende SS- oder Wehrmachtseinheiten diese ,Arbeit‘ (gemeint ist: die Ermordung der Frauen und Kinder in Nemmersdorf) erledigt haben können“, eine auf Indizien aufgebaute „Schlussfolgerung“ ergebe, „dass die NS-Seite auf die Ereignisse in Nemmersdorf hingesteuert hat“ (Bernhard Fisch). Diese Spekulation ist angesichts der vielen unbestreitbaren Gewaltexzesse der sowjetischen Soldaten in Ostpreußen so absurd, dass dieses Märchen eigentlich keiner Erwähnung wert ist. Erwähnt wird diese abenteuerliche Spekulation hier nur deshalb, um zu zeigen, dass es hinsichtlich des Beschweigens von Verbrechen nicht der Deutschen, sondern an Deutschen keine Schamgrenze gibt. Nächstens wird womöglich noch behauptet, die Bombardierung Dresdens sei das Werk von „subversiv“ handelnden deutschen Fliegern gewesen.

Was in Ostpreußen tatsächlich geschehen ist und welche Leiden die Frauen und Mädchen dort 1944/45 erlitten haben, wissen wir aus zahlreichen Berichten von Opfern und Zeugen. In dem Buch „Frau, komm!“ sind viele solcher Berichte wiedergegeben. Das Alter der Opfer spielte keine Rolle. Kein Ort war sicher. Vergewaltigt wurde selbst in Krankenhäusern, in Kirchen und auf einem Friedhof. Hans Graf Lehndorf, der als Arzt die Einnahme der Stadt Königsberg durch die sowjetischen Truppen in einem Krankenhaus erlebte, notiert in seinem Tagebuch am 11. April 1945, dass Krankenschwestern, Ärztinnen und Patientinnen immer wieder brutal vergewaltigt wurden: „Bald hatte keine von den Frauen mehr Kraft zum Widerstand. Innerhalb weniger Stunden ging eine Veränderung mit ihnen vor sich, ihre Seele starb, man hörte hysterisches Gelächter, das die Russen nur noch wilder machte … Diese Teufelei wird wohl nie aufhören. ‚Davai suda! Frau, komm!‘ … Es stört sie gar nicht, dass sie halbe Leichen vor sich haben.“

Anneliese Kreutz erinnert sich in ihrem Buch „Das große Sterben in Königsberg 1945-47“ an nächtliche Vergewaltigungen in einer Kirche in Lichtenhagen bei Königsberg: „Überall waren huschende Gestalten zu sehen, Taschenlampen blitzten auf, ,Frau, komm mit‘, ertönte es immer wieder. Frauen wurden gewaltsam aus den Bänken gezerrt und ins Dunkel verschleppt, auf den Chor oder auf den Glockenturm. Und alles spielte sich gespenstisch leise ab, niemand wagte laut zu schreien … wir wagten kaum zu flüstern, um niemand auf uns aufmerksam zu machen … Das Grauen schlich auf lautlosen Sohlen durch die Kirche …“ Eine Frau aus Danzig berichtet: „Auf dem Trinitatis Friedhof war die Leichenhalle mit Menschen bewohnt. Zwischen den Gräbern wurden die Frauen vorgenommen.“

Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Rut Brandt, damals Ehefrau des West-Berliner Bürgermeisters und späteren Bundeskanzlers Willy Brandt, schildert in ihren Erinnerungen ein Gespräch mit russischen Politikern. Auf die Äußerung eines der russischen Gesprächsteilnehmer, er könne die Angst der Deutschen vor den Russen nicht verstehen, informierte sie ihn wie folgt: „Ich erzählte von Ingrid – dem jungen Mädchen im Nachbarhaus. Sie war von russischen Soldaten vergewaltigt worden, die immer wieder in das vergeblich verbarrikadierte Haus eingefallen waren. Sie fanden sie auf dem Boden, sie fanden sie im Keller. Zusammen mit ihrer Mutter flüchtete sie in die Kirche, aber auch da waren sie nicht sicher.“

Die Leiden der vergewaltigten ostpreußischen Frauen und Mädchen wurden noch dadurch verschärft, dass die Opfer häufig nicht nur einmal von einem Täter gequält wurden, sondern nicht selten viele Male von vielen Tätern. Augenzeugen berichten, dass die Vergewaltiger „Schlange standen“. So erwähnt Anneliese Kreutz das Schicksal einer Frau in dem Dorf Wernsdorf (im Landkreis Samland), die dort in ein geschlossenes Kraftfahrzeug geschleppt worden war, „das nur oben ein kleines Fenster hatte. Der Motor wurde angelassen, damit ihr Schreien nicht zu hören war, die Russen standen draußen Schlange“ (Walter Kempowski).

Über solche grausamen Mehrfachvergewaltigungen existieren übrigens nicht nur Berichte deutscher Zeugen, sondern auch von russischen Militärs. So schrieb der russische Offizier Sachar Agranenko beim Einmarsch in Ostpreußen in sein Tagebuch: „Sowjetische Soldaten halten nichts von Verhältnissen zu einzelnen deutschen Frauen. Neun, zehn, zwölf Mann zur gleichen Zeit – vergewaltigt wird im Kollektiv“ (Antony Beevor).

Es kann nicht überraschen, dass solche Gruppenvergewaltigungen zu schweren körperlichen und seelischen Verletzungen des Opfers führen konnten, im schlimmsten Fall zu dessen Tod. Ingeborg Jacobs berichtet aus Königsberg: „Eine 16-Jährige verblutete, nachdem sie nächtelang von Dutzenden Soldaten vergewaltigt worden war.“ Tragisch war schließlich auch, wenn es dem späteren Opfer zunächst gelungen war, aus Ostpreußen rechtzeitig zu fliehen, es dann aber später in einem anderen Teil Deutschlands vergewaltigt wurde. In dem Tagebuch der Anonyma „Eine Frau in Berlin“ wird ein solcher Fall erwähnt mit der Eintragung: „Das Flüchtlingsmädel aus Königsberg, das auch hier unterkam, wirft sich schreiend über den Tisch: ‚Ich kann nicht mehr! Ich mache Schluß!‘ Sie hat es in der Nacht mehrfach aushalten müssen, unterm Dach, wohin sie vor einem Haufen Verfolger geflohen war. Das Haar hängt ihr wirr ums Gesicht …, sie mag nicht essen noch trinken.“

Zum Ablauf der Gewalttaten ist schließlich noch die Tatsache wichtig, dass Widerstand gegen die Vergewaltigungen zwecklos war: Wer Widerstand leistete, wurde erschossen.

Der Verfasser dieses Artikels ist Autor des Buches „,Frau, komm!‘ Die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen 1944/45“, Ares Verlag, Graz 2009, gebunden, 210 Seiten. Die Fundstellen der Zitate im vorliegenden Zeitungsartikel sind in jenem Buch veröffentlicht.

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, Ausgabe 12/13, 23.03.2013


 

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