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Der jüdische Kläger

 


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Hans-Joachim Goldschmidt will seinen Familienbesitz in Polen zurück haben
Deshalb kämpft er vor dem Europäischen Menschengerichtshof um sein Recht
gemeinsam mit der umstrittenen Preußischen Treuhand

Ein Stapel vergilbter Papiere, ein Siegelring und ein kleines Fotoalbum. Mehr ist Hans-Joachim Goldschmidt nicht aus seiner 300-jährigen Familiengeschichte geblieben. Aber da ist mehr. Drüben, im heute polnischen Schlesien. Nur gehört ihm das nicht. Oder doch? Um das zu klären, klagt der 56-Jährige mit zwanzig weiteren Klägern seit November 2006 vor dem Europäischen Menschengerichtshof in Straßburg.

An diesem Tag reichte die umstrittene Vertriebenorganisation „Preußische Treuhand“ ihre seit 2004 angedrohte Klage gegen Polen ein. Ziel sei die Anerkennung des Unrechts der Vertreibung der Deutschen jenseits von Oder und Neiße sowie die Rückgabe ehemaligen Eigentums, sagte ein Sprecher der Organisation.

Die Klage rief in Polen heftige Reaktionen hervor. Der polnische Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski warnte vor schweren Schäden für das deutsch-polnische Verhältnis, sah sogar einen neuen Typus nationaler Ideologie am Werk. Auch in Deutschland sorgte man sich um die Beziehungen beider Länder. Die Klage belaste „das uns am Herzen liegende gute Verhältnis zu Polen“, ließ die Bundesregierung wissen. Und sogar die Vorsitzende des Bundes des Vertriebenen, Erika Steinbach, distanzierte sich von den Preußen-Treuhändern.

Aber unwohl fühle er sich nicht, sagt Hans-Joachim Goldschmidt. Unwohl, mit einer Organisation in Verbindung zu stehen, die manche als dubios empfinden, als einen Verein Ewiggestriger. Es sei eben die einzige Chance, den ehemaligen Familienbesitz zurückzuerhalten, sagt Goldschmidt. „Gemeinsam ist man stark, wenn man klagt.“

Der Familienbesitz: Das war eine Villa in einem noblen Vorort von Breslau (heute Wroclaw), Häuser in der Altstadt, eine noch immer produzierende Seifenfabrik und ein Landhaus, das sich bei Waldenburg (heute Walbrzych), rund 80 km entfernt von Breslau befand und heute auch noch steht.

Daran liege ihm eigentlich am meisten, sagt Goldschmidt fast verlegen. Weil dort seine 81-jährige Mutter aufwuchs, die in einem Pflegeheim lebt. Und weil er dort 1966 erstmals mit seiner Familiengeschichte konfrontiert wurde, die ihn seitdem nicht mehr losgelassen habe. Und vielleicht geht es ihm auch weniger um Entschädigung entgangener Geld-Werte als darum, etwas von dem wiederzufinden, was irgendwie mit ihm verbunden ist: die Familiengeschichte. Und die steckt in den Häusern.

Die Geschichte der Goldschmidts – das ist bis zur „Machtergreifung“ eine deutsch-jüdische Erfolgs-Story. Hans-Joachim Goldschmidt erzählt sie mit viel Begeisterung in seinem Wohnzimmer in Berlin-Tegel. Auf dem Wohnzimmertisch liegen Dokumente, aus denen er hin und wieder ein Blatt hervorzieht, wenn er etwas belegen will.

Ende des 17. Jahrhunderts beginnt die Goldschmidt-Saga. In Breslau, der Hauptstadt von Schlesien, einer alten europäischen Kulturlandschaft. Als sich der Urahn der Goldschmidts als so genannter „Schutzjude“ in der Stadt niederlassen darf, ist das ein Privileg, das er seinen kaufmännischen Fähigkeiten verdankt. Mit denen wird er es schnell zu Wohlstand bringen und der jüdischen Gemeinde später in seinem Testament eine ansehnliche Summe hinterlassen, ohne dabei christliche Waisenhäuser oder Armenspitäler zu vergessen.

Der Sohn des Goldschmidt-Urahn wird dann eine Frau heiraten, die eine direkte Verwandte des noch heute verehrten Wunderrabbis Jacob Illowy aus Böhmen war. Einen streng orthodoxen Nachfahren des böhmischen Rabbiners hat Hans-Joachim Goldschmidt mal in New York getroffen – und ist gleich ins Fettnäpfchen getreten. Goldschmidt, der höchstens zweimal im Jahr in die Synagoge geht, die Flagge Israels aber am Revers trägt, wollte sich mit dem amerikanischen Verwandten an einem Samstag treffen. „Da geht der aber nicht aus dem Haus“, erinnert er sich schmunzelnd.

Der schlichte Siegelring, den Hans-Joachim Goldschmidt an der Hand trägt, steht für ein anderes Detail seiner Familiengeschichte. Er zeigt das Familienwappen der Goldschmidts. Für ihre Verdienste bei der Entwicklung Schlesiens sollte die Familie geadelt werden. Das war um 1790, der Landstrich war seit 48 Jahren preußisch. Aber das damalige Familienoberhaupt lehnt die Erhebung in den Adelsstand ab. Eine schlüssige Erklärung hat Goldschmidt dafür parat. Er vermutet hinter der Ablehnung eine preußische Tugend: „Das war dem zu teuer. Als Adliger musste man ja auch repräsentieren.“ Er sucht in seinem Papierstapel, zieht ein Notizbuch hervor, in dem der sparsame Ahne in feinsäuberlicher Schrift jede Ausgabe notiert hat. Fast hat man den Eindruck, als sähe man der steilen Schrift, die Stoßseufzer an, die ausgestoßen wurden, als der Gänsekiel über das Papier fuhr.

Dank dieser preußischen Sparsamkeit kann 1810 der Grundstein für das Stammhaus der Firma „S. E. Goldschmidt“ gelegt werden, wie sie von da an hieß. Anfangs handelt die Firma mit Kolonialwaren, expandiert aber immer mehr. 1938, im Jahr der „Arisierung“, wird sie ein Imperium von Seifen-, Farb- und Chemikalienfabriken darstellen.

Wert war das Ganze damals 401.228.46 Reichsmark. So steht es auf einer Liste, die Hans-Joachim Goldschmidt vorliegen hat. In deutscher Gründlichkeit werden da einschließlich Steuernummer Punkt für Punkt Grundstücke, Häuser und Maschinen aufgelistet. Die Gesamtsumme wurde Viktor E. Goldschmidt, dem Großvater von Hans-Joachim Goldschmidt, aber nie ausgehändigt, rechtliche Wege standen dem jüdischen Firmenchef nicht mehr offen.

Als der Großvater 1898 in Breslau geboren wurde, hätte es niemand für möglich gehalten, dass die Goldschmidts, die ein liberales Judentum pflegten und sich als Patrioten empfanden, einmal in ihrer Heimat entrechtet werden würden. Es wäre für den Großvater sicher ein leichtes gewesen, ins Ausland zu emigrieren. Aber das habe er immer abgelehnt. Wie so viele deutsche Juden glaubte er, dass selbst Nazi-Deutschland noch ein Rechtsstaat sei.

Die tragische Ironie an Goldschmidts Familiengeschichte ist, dass der Enkel jetzt nur dank eines Nazi-Bürokraten Gerhard Klopfer in seiner Wohnung in Berlin-Tegel sitzt. Im April 1933 tritt Gerhard Klopfer in die NSDAP ein und macht im Hitler-Staat Karriere. 1935 findet man den Dr. jur. im Stab von Rudolf Hess. Im selben Jahr kommt er zur SS und ist 1938 mit der Enteignung jüdischer Unternehmer befasst.

Dass auch die Unterlagen der Firma Goldschmidt auf seinem Schreibtisch gelegen haben, ist anzunehmen. Vielleicht hat Klopfer sogar das Bild des Studienkollegen vor Augen gehabt, den er in den zwanziger Jahren während des gemeinsamen Studiums der Rechtswissenschaften an der Tübinger Universität kannte. Welches Verhältnis der Jude und der spätere Karriere-Nazi einmal hatten, vermag sein Enkel nicht zu sagen. Sicher ist nur, dass Klopfer später seine Hand über die Goldschmidts gehalten hat. Und die Hand eines SS-Oberführers, der 1942 an der Wannsee-Konferenz teilnimmt, kann etwas bewirken.

Hans-Joachim Goldschmidt vermutet, dass sich Klopfer das bezahlen ließ. Aber vielleicht hat sich der furchtbare Jurist aber auch nur die Devise des antisemitischen Wiener Bürgermeisters Karl Lueger zu eigen gemacht: „Wer a Jud is, des bestimm i“. Dennoch: Mehr als die Hälfte der weitverzweigten Familie ist nicht aus den KZs zurückgekehrt.

Auch Viktor Goldschmidt wird Anfang 1942, gemeinsam mit seiner Ehefrau und der damals 16-jähigen Mutter von Hans-Joachim Goldschmidt, nach Theresienstadt deportiert. Im Februar 1943 wird die Familie wieder aus dem Lager entlassen. Wohl auf Veranlassung einer Weisung aus der Parteikanzlei der NSDAP. Dort ist Klopfer inzwischen Stellvertreter Martin Bormanns und mit sogenannten „Rassefragen“ befasst.

Die Goldschmidts dürfen in ihre Breslauer Wohnung zurückkehren. Wie die Familie dann bis zum Ende des NS-Staates im Mai 1945 durchgehalten hat, weiß der Enkel nicht. Seine Mutter wollte nie über diese Zeit reden. Eine Ahnung von dem, was vor allem der Großvater erdulden musste, gibt ein brüchiger Zettel aus dem Januar 1945: „Sie, Viktor Israel Goldschmidt, haben sich sofort zwecks Arbeitseinsatz auf der Polizeiwache zu melden.“

Die letzten Tage bis zur Kapitulation verbringen die Goldschmidts auf dem jüdischen Friedhof, in der Erbgruft. Zwischen Eichenholz-Särgen harren sie auf das Ende des 12-jährigen Reiches. Die Familie entflieht Anfang Mai 1945 dem Chaos der Trümmerstadt und begibt sich in das Landhaus in Waldenburg. Dort setzt der sowjetische Ortkommandant den Großvater als Landrat ein. Eine Funktion, die er auch unter der polnischen Verwaltung ausüben wird. Denn auf den Konferenzen der Alliierten in Potsdam war die Oder-Neiße-Grenze als neue polnische Westgrenze festgelegt worden. Im November 1945 beginnt die Aussiedlung der Deutschen.

Familie Goldschmidt, die unter dem Schutz des Ortskommandanten steht, darf vorerst noch bleiben. 1947 stirbt Viktor Goldschmidt an einer Tuberkulose-Erkrankung, 1950 verlässt seine Tochter dennoch Schlesien. Sie geht nach Jena und heiratet. 1951 wird dann Hans-Joachim Goldschmidt geboren.

Die Großmutter von Hans-Joachim Goldschmidt wird noch bis 1966 in dem Haus in Schlesien leben. Durch einen Bekannten, der nun Konsul der DDR in Polen ist, erhält sie die Staatsbürgerschaft des Ulbricht-Staats und darf somit im „sozialistischen Bruderland“ Polen leben. 1956 besucht Hans-Joachim Goldschmidt das erste Mal seine Großmutter. 1966 kommt er wieder, diesmal ist es ein trauriger Anlass. Die Großmutter ist verstorben, es geht darum den Nachlass zu regeln. Und Goldschmidt, der sechzehn Jahre alt ist, entdeckt seine Familiengeschichte. „Da wurde mir bewusst, was wir alles hatten. Was meine Familie für Schlesien geleistet hat“, sagt er heute nicht ohne Stolz.

Der Jugendliche durchstöberte mit der Mutter Papiere, Schubladen und Schränke. Aber mitnehmen können sie nicht viel. Wollten sie das Erbe antreten, müssten sie bleiben. In Polen. „Das wollten wir nicht“, sagt Goldschmidt. So lassen sie alles zurück, kehren nach West-Berlin zurück, wo sie damals leben.

In den folgenden Jahren beschäftigt sich Goldschmidt, der freiberuflich als Tourismusexperte arbeitet, immer wieder mit dem schlesischen Judentum und seiner Familiengeschichte, sucht seine Wurzeln. Die dafür notwendigen wichtigen Dokumente erhält er in den 70er Jahren von einer Tante. Die hat die Dokumente kurz zuvor von Nazi-Jurist Klopfer erhalten, der sie wohl vom Großvater noch zu NS-Zeiten zur Verwahrung entgegengenommen hat.

Im April 1945 war Klopfer aus Berlin geflüchtet, wird später als „minderbelastet“ erklärt, ein Ermittlungsverfahren wegen der Teilnahme an der Wannsee-Konferenz war eingestellt worden. Ab 1956 arbeitet er als Rechtsanwalt, vor 20 Jahren ist er verstorben. Gerhard Klopfer – auch ein Lehrstück über die bundesdeutsche Entnazifizierung. Und selbst wenn er in einem Fall eine jüdische Familie gerettet hat – ein Baum wird wohl nicht für ihn in Jerusalem gepflanzt werden.

Als ab 1989 in Osteuropa endlich der „Eiserne Vorhang“ fällt, schöpft Hans-Joachim Goldschmidt Hoffnung, dass seine Familie die Besitztümer zurück bekommen könnte. Er schreibt einen Brief an das polnische Konsulat, in dem er eine Rückgabe verlangt. „Die haben sich Zeit mit einer Antwort gelassen“, sagt Goldschmidt, holt den Brief hervor. In dem Dokument steht in vagen, schwammigen Sätzen, dass eine Rückgabe nicht möglich sei.

In den folgenden Jahren ist Hans-Joachim Goldschmidt immer wieder nach Polen gefahren. Er hat Spuren gesucht, die Seifenfabrik fotografiert, die Villa in Breslau und das Landhaus, in dem seine Großmutter gestorben ist. Ein altes Foto zeigt seine Großeltern und die Mutter dort mit dem Schäferhund fröhlich auf der Eingangstreppe sitzend. Das war Anfang 1930, da waren die Goldschmidts noch eine ganz normale deutsche Familie. Vielleicht ist es das, was er sucht. Normalität, die Zeit zurückdrehen. Selbst auf der Treppe sitzen, lachen. Deshalb klagt er.

Rechtsexperten geben der Treuhand-Klage keine Chance, sehen die Fragen des Vertriebeneneigentums als geregelt an. Unterschwellig, auch wenn das niemand so sagt, wird die Vertreibung der Deutschen jenseits von Oder und Neiße ja auch als eine „gerechte“ Kollektivstrafe für die Nazi-Verbrechen betrachtet. Ob das Straßburger Gericht für einen jüdischen Kläger eine Ausnahme macht, damit rechnet Goldschmidt nicht wirklich. Die Preußische Treuhand hält das für möglich. Wenn die ihm ein Angebot machen sollten, möge er zuschlagen, hat die Organisation ihm geraten. Und das würde Goldschmidt auch tun. Vielleicht hat er dann aber ein neues Problem: Was wird aus den Polen, die jetzt in den Häusern leben?

Quellen:
http://www.juedische-allgemeine.de/, Ausgabe 5 / 02.02.2007 / Seite 3;
veröffentlicht auf:
André Glasmacher Publizistik, http://glasmacher.blogspot.com/2007/02/der-jdische-klger.html

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