|  |  | 
Der Landkreis Allenstein 
 Der 
Landkreis Allenstein hat eine Flächengröße von 1.302,67 qkm und 57.150 
Einwohner, das sind 43,9 auf 1 qkm. Er erstreckt sich zu beiden Seiten des 
Oberlaufs der Alle. Die Westgrenze wird von der oberen Passarge gebildet. Da das 
Kreisgebiet zur Masurischen Seenplatte gehört, ist es reich an Hügeln, Bergen 
und Kuppen, Senken und Seen. Die größten von ihnen sind der zwischen Wäldern 
eingebettete Lansker See und der an der Südgrenze liegende Große Plautziger See. 
Waldungen sind hauptsächlich im Südzipfel des Kreises vertreten: der 
Lanskerofener, der Ramucker und der Purdener Forst. In ihnen herrschen 
Nadelholzbestände vor. Geographisch gehört das Kreisgebiet zu Masuren, 
geschichtlich zum Ermland. Es war jahrhundertelang von Prußen besiedelt. Im 
Gebiet der oberen Alle lagen die prußischen Landschaften Gudicus und Bertingen, 
an sie erinnern die Ortschaften Göttkendorf und Bertung. Außerdem gibt es 
zahlreiche Orts- und Flurnamen prußischen Ursprungs: Darethen, Diwitten, 
Gilbingsee, Gillau, Jadden, Purden, Schaustern, Skaibotten, Windtken und viele 
andere. Im 14. Jahrhundert setzte die Besiedlung mit Deutschen ein, und als 
später der Zustrom deutscher Siedler aufhörte, nahm die Landesherrschaft 
Masowier auf, „die mit der Einverleibung ihres Herzogtums in das Königreich 
Polen nicht zufrieden waren". Aus diesen Gründen setzte sich die Bevölkerung des 
südlichen Ostpreußen aus Prußen, Deutschen und eingewanderten Masowiern 
zusammen, die im Laufe der Jahrhunderte zum Stamm der Masuren zusammenwuchs; 
diese haben sich stets als Deutsche gefühlt. Trotz der nur mittelmäßigen Böden 
im Kreise hatte sich eine bodenständige landwirtschaftliche Bevölkerung 
gebildet; bäuerliche Mittelbetriebe herrschten vor; größere Güter waren weniger 
vertreten, es seien genannt die Domäne Posorten (1931: 577 ha), das staatliche 
Fischereigut Daumen (385 ha), die privaten Güter Adlig Bergfriede (332 ha), 
Paulshof (334 ha), Klein-Trinkhaus (656 ha), Groß-Bartelsdorf (514 ha), Kellaren 
(307 ha), Schönau (718 ha), Piestkeim (269 ha). Die im östlichen Kreisteil gelegene Stadt Wartenburg ist 
zweimal gegründet worden. Um das Jahr 1325 errichtete der Bistumsvogt Friedrich 
von Liebenzell in der prußischen Landschaft Gundelauken auf einer Anhöhe am 
Nordufer des Wadangsees das Wacht- und Wildhaus „Wartenberg". In seinem Schutz 
entstand die Stadt Wartenburg. Burg und Stadt wurden im Winter 1353/1354 durch 
die Litauer ganz zerstört. An ihrer Stätte wurde noch im 14. Jahrhundert das 
Dorf Altwartenburg gegründet; seine Kirche wurde 1582 geweiht, 1889/1893 ist sie 
umgebaut worden. Noch in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts nannte der 
Volksmund Altwartenburg „die alte Stadt". Der ermländische Bischof Johannes Stryprock gründete ostwärts 
der alten Siedlung am Zusammenfluß von Kirmes und Pissa, die danach die Wadang 
bilden, die neue Stadt Wartenburg, 1364 erteilte er ihr die Handfeste. Zu dem 
180 Hufen, später auf 225 Hufen vergrößerten Stadtgebiet kam 1482 das wüst 
gewordene Dorf Reuschhagen mit 45 Hufen hinzu, so daß Wartenburg über einen 
großen Landbesitz verfügte. Noch in jüngster Zeit war ihr Stadtwald mit drei 
Seen 6.000 Morgen groß. In der Nordostecke der Stadt lag die bischöfliche Burg, 
an drei Seiten durch Gewässer geschützt und einbezogen in die Stadtbefestigung. 
Sie bestand aus einem Haupthaus und einem Nebenflügel als Wirtschaftshaus. In 
Hauptflügel amtierte der Burggraf, der bis 1772 Stadt und Amt Wartenburg als 
bischöfliche Domäne verwaltete. Nach dem großen Brand von 1798 wurde das 
Haupthaus 1826 für die evangelische Volksschule umgebaut. Der alte Stadtkern lag 
auf einer Insel, die durch die Wadang,
 ihren 
künstlichen Nebenarm und den Mühlenteich gebildet worden war. Das im 
rechtwinkligen Grundriß angelegte Straßennetz schloß den Markt ein. Die 
Stadtbefestigung, das Rathaus mitten auf dem Markt und die Pfarrkirche St. Anna, 
eine dreischiffige, chorlose Hallenkirche, entstanden in der zweiten Hälfte des 
14. Jahrhunderts. Das Rathaus, das mehrmals zuletzt 1798 abgebrannt ist, erhielt 
im 19. Jahrhundert seine jetzige Gestalt. Auch die Pfarrkirche, 1798 
ausgebrannt, wurde mit einer welschen Haube und Laterne versehen, der Choranbau 
kam erst 1894 hinzu. Die Stadtmauer und die drei Tore wurden nach 1800 
abgetragen, geringe Reste der Mauer an der Südseite sind in Häusern verbaut 
worden. Das 1380/1390 erbaute Franziskanerkloster, mit Schloß und Stadt 1414 von 
den Polen eingeäschert, entstand von neuem, ging in der Reformation ein, kam 
1597 an die Bernhardiner, wurde 1810 aufgehoben und fiel an den Staat, der in 
dem alten Kloster eine Strafanstalt einrichtete. Als 1846 ein Brand das 
dreiflügelige Gebäude zerstörte, wurde es neu erbaut. Die Klosterkirche St. 
Andreas ist erhalten geblieben und „eine der wenigen aus dem Mittelalter 
überkommenen Klosterbauten im Ordensland von besonderer Bedeutung". Sie dient 
dem katholischen Gottesdienst. Die evangelische Kirche, „Pastorenkirche" 
genannt, wurde 1871 geweiht; zu ihrem Bau spendeten auf Bitten des Pfarrers Haß 
mehrere tausend Pfarrer aus ganz Deutschland je einen Taler. Wartenburg, eine 
Kleinstadt mit Ackerbürgern, Mühlenbetrieben, Brauereien und einer 
Zigarrenfabrik, ist wirtschaftlicher Mittelpunkt nur der näheren Umgebung. In 
alter Zeit hatte sie Bedeutung durch Garn- und Leinenhandel. 1872 erhielt die 
Stadt Anschluß an die Eisenbahnstrecke
Allenstein -
Insterburg. 1928 wurde das Vorwerk Terka eingemeindet. 1939 hatte die Stadt 
5.843 meist katholische Einwohner. Im Ersten Weltkrieg erlitt Wartenburg keine 
sonderlichen Verluste. Im Januar 1945 lagen die Stadt und ihre Umgebung im 
Kampfgebiet. Wartenburg wechselte dreimal den Besitzer. Als Ende Januar 1945 die 
letzten Orte im nördlichen Kreisgebiet aufgegeben werden mußten, fiel Wartenburg 
am 31. Januar in die Hände der Russen. Am 1. Februar war der gesamte Kreis in 
sowjetischer Hand. In Hirschberg, 6 km südlich Wartenburg, lag bis zum Anfang 
des 19. Jahrhunderts eine bischöfliche Burg, die als „eine der schönsten" galt. 
Bei Tengutten, nordöstlich Wartenburg, sind Überreste von „Pfahlbauten" entdeckt 
worden. Südlich Allenstein liegt die 1886 eröffnete Provinzial- und 
Pflegeanstalt Kortau mit einem 227 ha großen landwirtschaftlichen Betrieb. Die 
bei Allenstein gelegene Lungenheilstätte Frauenwohl wurde 1907 in Betrieb 
genommen. Bei dem Gut Adlig Bergfriede fand am 3. Februar 1807 ein Gefecht 
zwischen Franzosen und Russen um die Allebrücke statt. Napoleon soll damals bei 
der gewaltigen „Napoleonseiche" gestanden und den Kampf gelenkt haben; es 
handelt sich um eine der größten Eichen Ostpreußens, sie hatte schon vor 70 
Jahren einen Umfang von 9,85 m. Bei Darethen, 10 km südlich Allenstein, breitet 
sich der inselreiche Wulpingsee aus. Er gehörte wie der Ustrich- und der Lansker 
See und die Jugendherberge Lalka (Klein-Ramuck) zu den besuchtesten und 
beliebtesten Ausflugszielen im Kreise Allenstein.   Unweit der Westgrenze des 
Kreises liegt der Wallfahrtsort Dietrichswalde; hier soll 1877 die Jungfrau 
Maria an einem Baum außerhalb des Dorfes mehreren Gläubigen erschienen sein. Die 
dortige katholische Kirche ist zum Teil mit mittelalterlichen Umfassungsmauern 
1884 neu erbaut worden. Das Vesperbild in der Vorhalle stammt aus der zeit um 
1430, das granitene Weihwasserbecken aus dem 15. Jahrhundert.  Im Dorfe Gelguhnen 
in der Ramucker Forst wurden 1782 eine staatliche Pottaschensiederei und eine 
Glashütte mit Glasschleiferei angelegt. Die Glashütte bestand bis ins 19. 
Jahrhundert. Patenschaftsträger für den Landkreis Allenstein ist der 
Landkreis Osnabrück. 
  
    | 
     | Quellen:Foto Hohes Tor: Archivmaterial;
 Wappen: Das Ostpreußenblatt (www.Ostpreussenblatt.de), 
    2000;
 Siegel: Kreisgemeinschaft Allenstein-Land (www.allenstein-landkreis.de/), 
    2004;
 Postkarte: 10000 
    Ansichtskarten, Deutschland um 1900 im Bild, Stichwort "Wartenburg",
 The Yorck Project, Gesellschaft für Bildarchivierung, Berlin, 2001;
 Text: Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern, Verlag Rautenberg, 1972-1996, 
    Seite 62-66
 |  _____________________________weitere Informationen:
 Der Landkreis Allenstein: 
www.allenstein-landkreis.de/.
 |