Home weitere Infos Inhalt / Suche Copyright Impressum Datenschutz

 

Geschichte Preußens

 


Mit uns im Dialog bleiben ...

... mit den ODF-Foren auf Yahoo ... auf YouTube ... auf twitter ... auf facebook ... auf meinVZ

weitere Infos


Preußische Allgemeine Zeitung
Preußische Allgemeine Zeitung - Klartext für Deutschland - 4 Wochen gratis testen - hier Klicken!


Hermann Sudermann - Erinnerung an einen ostpreußischen Dichter - Für weitere Infos hier klicken!

Hermann Sudermann


Gedenkschrift - 70 Jahre LO-NRW

70 Jahre LO Landesgr. NRW
für weitere Infos hier klicken


Geschichte Preußens
Vorbericht

von Ludwig von Baczko

Königsberg 1792

Im Jahre 1784 lieferte ich ein Handbuch der Geschichte und Erdbeschreibungen Preußens, nicht weil ich mit dieser Arbeit selbst zufrieden war, oder sie für vollendet hielt; sondern vielmehr als Probe, daß ich unter günstigeren Umständen etwas besseres liefern könnte, und, wie ich ohne Stolz sagen zu können glaube, als Beweis, daß ich, meiner Blindheit und meines gebrechlichen Körpers ohnerachtet, nichts aus dem Kreise wirksamer und thätiger Menschen herausgedrängt zu werden, verdiene. Meine Arbeit wurde mit einer Güte aufgenommen die mich, dessen Herz auch den unbedeutensten Beweis von Theilnehmung gerührt erkennt, für tausend erlittene Üble, - für alle mit dieser Arbeit verbundenen Mühseligkeiten, hinreichend entschädigte. Öffentlich gestatte ich hier allen denen, die mich zur Fortsetzung dieser Arbeit aufmunterten, meinen herzlichsten Dank ab. Sehnlichst wünsche ich dieser beinahe allgemeinen Aufmunterung wert zu sein, und die im Vorbericht zum ersten Bande meines Handbuchs versprochene größere preußische Geschichte so zu liefern, wie das Ideal vor meiner Seele stand.

Ein neuer Unfall, dessen ich im Vorbericht zum zweiten Band erwähnte, setzte alle meine Pläne zurück; aber durch meine ganze Erziehung gewöhnt, nichts angefangenes aufzugeben, und hier noch zum neuen Sporn das ehrenvolle Zutrauen des Publikums und die öffentliche, zum Teil auch besondere Aufmunterung solcher Männer, die auf jedermanns Achtung gerechten Anspruch besitzen: alles dieses mußte mich anfeuern, meinen einmal gefaßten Entwurf, es koste was es wolle, durchzusetzen.

Einen großen Mangel, im Betreff der preußischen Geschichte, mußte ich aus dem Weg räumen. Ich sah es ein, wie wenig diplomatische Genauigkeit in allen preußischen Geschichtsschreibern, bis zu dem Anfang dieses Jahrhunderts, herrschte. Schütz hat uns nur wenig Diplomata aus seinem Zeitalter aufbehalten; Hartknoch klagt über den Mangel an Urkunden, und Lucas David, der in der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts auf Fürstlichen Befehl und mit Fürstlicher Unterstützung eine Geschichte Prußens schrieb, und viele Diplomata benutzte, lag im Manuscripte auf der Schloßbibliothek, ungekannt und unbenutzt; bis Lilienthal und Volprecht, die schon in dem erläuterten Preußen manche Diplomata geliefert, auch den Altvater Lucas David der Dunkelheit entzogen, und die sehr schätzbaren Acta Borussica durch Auszüge und Diplomata aus Lucas David bereicherten. Beyer, Hanov, Lengnich, Duellius, Werner und Kreuzfeld, erwarben sich wichtige Verdienste um die preußische Geschichte, indem sie unsere diplomatischen Schätze vermehrten. Durch die Verbindung Preußens mit Polen, Liefland, Curland, Brandenburg, dem Deutschen Reiche und dem Päpstlichen Hofe, sind zugleich in den diplomatischen Sammlungen der angezeigten Staaten manche sich auf Preußen beziehende Diplomata enthalten. aber diese hervorsuchen und ordnen? – welche Arbeit für einen Mann, der zum Aufsuchen das Auge, zum Niederschreiben die Hand eines Andern bedarf? Ich sammelte indes unermüdet. Der Gedanke, daß ich vielleicht nie davon Gebrauch machen würde, schlug mich oft nieder, schreckte mich aber nie völlig zurück; auch war mir das Glück günstig, indem mir verschiedene Sammlungen, zum Teil verstorbener Freunde der preußischen Geschichte, in die Hände fielen, wodurch mir diese Arbeit ungemein erleichtert wurde. Selbst von jenen Briefschaften und Handvesten, größtenteils aus dem vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert, die Lucas David aus dem ganzen Land zusammenbrachte, und die auf unserer Schloßbibliothek aufbewahret liegen, so wie von vielen andern handschriftlichen bisher ungenutzten Actenstücken, wußte ich mir, welches jeder Kenner bei näherer Prüfung finden wird, gute Abschriften zu verschaffen; ob mir gleich diese Unternehmung durch beinahe niemanden erleichtert, eher noch erschweret wurde.

Endlich schien mir meine Sammlung teils abgeschriebener, teils ausgezogener Urkunden so beträchtlich, daß ich durch unsere öffentlichen Blätter einen preußischen diplomatischen Codex herauszugeben erklärte, dafern mir nur die Druckkosten durch Pränumeration gesichert würden. Dies unterblieb, ich hatte aber doch bei der Sache den Vorteil, diese Materialien durchgedacht, und, wenn auch nur größtenteils in meinem Gedächtnisse, geordnet zu haben. Wenn daher mein Werk etwas vorzüglich Neues, oder wichtige Berichtigungen meiner Vorgänger liefert, so verdanke ichs diesen Sammlungen.

Hier wäre es vielleicht der schicklichste Ort, eine preußische Bibliothek zu liefern, alle meine Vorgänger zu beurteilen, und mir das Ansehen zu geben, als ob ich alle Quellen preußischer Geschichte bis zur Neige ausgeleert hätte, - und die wäre in der Tat eine sehr leichte Arbeit. Im fünften Bande des erläuterten Preußens, Braun de Scriptorum et Prussiae historicum, politicorum et Jctorum typis impressorum ac manuscriptorum virtutibus et vitiis, u.a.m., finde ich soviel vorgearbeitet, daß ich ohne viel Mühe ein recht gelehrtes ansehen geben könnte. Allein der Geschichtsforscher kann sich in diesen Werken selbst Raths erholen; und mein Werk hierdurch um einige Bogen stärker zu machen, - hierzu hatte ich keine Lust.

Auch habe ich nicht alle preußische Geschichte benutzt; denn manche sind so äußerst elend, daß dem Manne, der sie nur durchlesen wollte, seine Zeit sicher gereuen würde. Ich zeige also nur diejenigen summarisch an, die ich gebrauchte, und was ich mir von jedem dachte; so erhalten meine Leser, was ich ihnen von diesen meinen Quellen sage, als Resultate meiner eigenen Erfahrung und genaueren Prüfungen, und nicht ein meinen Vorgängern aus Liebe zur gelehrten Prahlerei nachgebetetes Urteil. Kleine Schriften, die einen oder den andern Punkt erläutern, mochte ich her nicht besonders beurteilen; und also nur vorzüglich hier einige Nachricht von den größeren Werken.

Lucas David, Rath des Markgrafen Albrecht, schrieb zehn Bücher preußischer Geschichte, ein Manuscript auf der Königlichen Schloßbibliothek. Er ist in der alten Geschichte mein Leitfaden. Seine diplomatische Genauigkeit, seine gründliche Einsicht, erwarben ihm mein Zutrauen. Vorliebe für einmal gefaßte Meinungen, hat auch den frommen wackeren Alten zuweilen irre geführt, ich prüfte sodann genau, und der Leser wird meine jedesmaligen Gründe, wenn ich von ihm abwich, vorfinden.

Simon Grunaw schrieb 22 Tractate oder Bücher preußischer Geschichte ums Jahr 1521. Er war aus Tolkemit gebürtig, ein Mönch des Predigerordens. Er ist äußerst parteiisch für seine Glaubensgenossen und die Polen, und jedes Märchen aufzunehmen geneigt, daher nahm ich zu ihm nur selten meine Zuflucht, und ich benutzte ihn nur aus zwei Gründen: wegen seiner Verbindung mit den Mönchsklöstern, worinnen doch wahrscheinlich die ältesten Nachrichten gesammelt waren, und seiner Kenntnis der altpreußischen Sprache; bediente mich aber seiner nur in Ermangelung anderer Quellen. Das beste Exemplar des Grunaw war in der Bibliothek des Jesuitercollegiums zu Braunsberg, und ist jetzt in der Bibliothek des Fürstbischofs zu Heilsberg.

Ordens-Chronik, Manuscript. Ich besitze ein gut geschriebenes Exemplar, welches mit dem besten der Königlichen Schloßbibliothek völlig gleichlautet. Den Eingang soll ein Bischof zu Paderborn, der sich mit dem teutschen Orden im gelobten Lande befand, geschrieben haben. Die übrigen Fortsetzer sind unbekannt. Ich entlehnte daraus manches Spezielle im Betreff des deutschen Ordens.

Chronica von dem Anfang des hochlöblichen ritterlichen deutschen Ordens und der Lande Preußen, Manuscript auf der Wallenrodschen Bibliothek. Mein völlig gleichlautendes Exemplar verkaufte ich, weil ich es größtenteils aus der Ordenschronik entlehnt und nur mit einigen Specialen im Betreff der letzten Hochmeister vermehrt fand. Mit ähnlichen, etwas abweichenden titeln, in verschiedenem Format, unter dem Namen von Mehlmanns oder Möllers Chronik und dergleichen Benennungen, habe ich manche Chronik durchgelesen, die mir eben so wenig Trost gab.

Johann Lindenblatt, Offizial zu Riesenburg, schrieb eine Chronik in lateinischer Sprache, die in der deutschen Übersetzung, welche ich nur kenne, vom Jahr 1360 bis aufs Jahr 1416 geht. Sie enthält alle Begebenheiten dieses Zeitalters, ist folglich für diese Periode wichtig; ich habe sie aber, wegen ihrer Seltenheit, nur wenig benutzen können. Die Bibliothek des Gymnasiums zu Elbing besitzt, soviel ich weiß, das beste Exemplar.

Radewalds Chronik geht bis auf die Secularisation Preußens, und wurde vom Fürsten Radzivil an die Schloßbibliothek geschenkt. Dies Manuscript wird in den Selectis historicis et litterrariis gelobt; ich fand darin manche Fabel und Parteilichkeit für die Polen.

Feybergs Chronik ist, nach Hartknochs Urteil, die beste preußische handschriftliche Chronik, sie befindet sich auf der Schloßbibliothek; enthält verschiedenes im Betreff der Geschichte Königsbergs, welches man in anderen Quellen nicht findet, ich habe sie aber nie ganz zum Durchlesen erhalten, sondern bloß Bruchstücke benutzen können.

Die Chronik des Grafen Waldeck, Manuscript aus der Wallenrodschen Bibliothek, sind vier preußische Chroniken, in einem Buch zusammen geschrieben, und ich habe sie so wie Wartzmanns Chronik des Landes Prutenia, Manuscript auf der nämlichen Bibliothek, einige male bloß nachgeschlagen.

Hofgerichtsrat Lucanus Staat von Preußen, geht bis aufs Jahr 1735. Ich besitze ihn, finde aber bloß die Periode von Friedrich Wilhelm dem Ersten wichtig, und einige brauchbare topographische und genealogische Nachrichten; das übrige ist ohne Auswahl compiliert.

Johann Adalbert Heyden Archivum et novum Heilsbergense, ist aus Grunaw, Leo, Treterus und Plastwig compiliert; doch enthält dies Werk auch einige Dilpomata und Nachrichten zur alten Statistik, und geht bis aufs Jahr 1768. Durch Zufall ist das Autographum in meine Hände geraten.

Mehrere Chroniken habe ich durchblättert, aber nicht benutzt, weil ich darin nichts Wichtiges, das nicht auch andere Schriftsteller bereits bearbeitet hätten, vorfand.

Von den gedruckten preußischen Geschichtsschreibern schätze ich Dusburgs Chronicon Terrae Prussiae. Er war ein Priester des Ordens, lebte bis auf die Zeit Werners von Orseln, ist der älteste gedruckte preußische Historiker, durch Hartknochs Animadversionen und Disputation gründlich erläutert. Gegen seinen Fortsetzer war ich mißtrauische; und seinen Übersetzer Jeroschin, Manuscript auf der Königl. Schloßbibliothek, verglich ich nur an ein paar Stellen.

Schütz Historia rerum Prussicarum schien mir Aufmerksamkeit zu verdienen, weil er die alten Quellen genau gekannt zu haben scheint, und in neuern Zeiten ausführlich ist, auch manches eingerückte Diplom enthält.

Henneberger Erklährung der preußischen größeren Mappen oder Landtafel, ein Zeitgenosse Markgraf Albrechts, wurde deshalb von mir wenig benutzt, weil er so äußerst leichtgläubig, jedes abenteuerliche Märchen aufnahm.

Hartknochs Altes und Neues Preußen, so wie seine Kirchengeschichte, hielt ich in Ehren; allein er hatte, wie ich und jeder meiner Nebenmenschen, seine Fehler; und seines scharfsinnigen Kopfes unerachtet, trat er, wenn es auf die Behauptung einer seiner Lieblingshypothese ankam, jeden Gegenbeweis unter die Füße.

Waißel, Adlerhold, und mehrere Compilatoren, benutzte ich nur, wenn ich in ihnen eine Begebenheit ausführlicher als an anderen Orten erzählt antraf.

Lengnichs Geschichte der preußischen Lande, Königlich Polnischen Antheils, neun Foliobände, liefern, so ermüdend sie auch sind, einen mitdiplomatischer Genauigkeit ausgeführten Bericht von dem Zustande Westpreußens unter polnischer Herrschaft.

Johann Leo Historia Prussiae erhielt von Hartknoch, der es als Manuscript kannte, ein gutes Zeugniß, und ich fand darin verschieden brauchbare Nachrichten.

Raimund Duellius Hist. Equitum teutonicorum schätze ich wegen der beigefügten Diplomata.

Das erleuterte Preußen, die Acta Borussica, die Preußischen Sammlungen, preußischen Lieferungen und das gelahrte Preußen enthalten, mit unnützen, wenigstens gleichgültigen Sachen vermischt, manche vortreffliche Materialien.

Diese gilt auch von den preußischen Landacten, wovon ich aus verschiedenen Bibliotheken einzelne Jahrgänge erhielt, und auch die Wallenrodsche Bibliothek benutzte.

Gegen alle polnischen Geschichtsschreiber war ich durchaus mißtrauisch wegen ihrer grenzenlosen Parteilichkeit. Ich hatte es bei ihrer Benutzung zum Gesetz gemacht, sie nur alsdann zu gebrauchen, wenn mich preußische Geschichtsschreiber im Stiche ließen, und alsdenn jederzeit denjenigen zu wählen, welcher der erzählten Begebenheit am nächsten lebte, und daher gab ich dem alten sonderbaren Kadlubko, so weit er reichte, den Vorzug. Die vielen kleinen Schriften über einzelne Begebenheiten werden in Noten angezeigt, und dieses ist auch der Fall mit solchen Schriftstellern, die, wie Treterus und Plastwig, die Geschichte Ermlands, Zernike, die Geschichte von Thorn, Dionysius Runav die Geschichte des dreizehnjährigen Krieges in Preußen, folglich nur einen Teil der preußischen Geschichte behandelt haben.

Unsere gedruckten Landtagsbeschlüsse und preußischen Landrechte, besonders die von 1620 und 1680, sind als Quellen des preußischen Staats- und Lehnsrecht von großer Wichtigkeit.

Die neuesten preußischen Historiker bewundere ich oft wegen ihrer ausgebreiteten Gelehrsamkeit und außerordentlichen Belesenheit; allein in vielen herrscht eine Vorliebe für Preußen, oder ihre Vaterstadt, die ins weite gehet. Höchst verzeihlich ist dieses, dem guten Bürger; und es schmeichelt der menschlichen Eitelkeit, das Andenken des Vaterlandes zu erhalten, oder seinen Ruhm aus den frühesten Zeiten hervorzusuchen: denn mit ihm innigst verbunden scheinen wir zugleich unsere Existenz zu verlängern, aber unsägliche Mühe erwächst hiedurch dem Geschichtsschreiber, der die Zeugnisse der Alten nicht deutet, sondern nur nach ihrem Wortstande nimmt. Deshalb nahm ich diese Beweisstellen in die Beilagen auf, und jeder unbefangene Leser mag prüfen, ob ich, aus dem angezeigten Gesichtspunkt betrachtet, ein mehreres in die Geschichte aufnehmen konnte. Außerdem enthalten die Beilagen diejenigen Stellen, welche auf Sitten und Charakter des Volks Bezug haben; die Meinung desjenigen Schriftstellers, dem ich, wenn die Berichte sich widersprachen, nachgefolgt bin; und diplomatische Beweise, aus denen ich oft nur einzelne Stellen entlehne; um die Beilagen nicht zu vergrößern, durch die ich mir vielleicht schon den Tadel derjenigen zuzog, die in der Geschichte bloß angenehme Unterhaltung suchen. Allein die neuerlich geäußerte Meinung unsers großen Staatsministers Grafen von Herzberg, der die Beweisstellen für wesentlich in der Geschichte hält, veranlaßte mich, keinen Tadel zu scheuen, um so mehr, da ich aus eigener Erfahrung weiß, mit wie viel Schwierigkeiten oft die Herbeischaffung der Quellen verbunden ist.

Im Betreff der Etymologie bin ich meinen Lesern eine Erklärung schuldig. Vor acht Jahren, da ich noch jünger, meine Phantasie lebhafter war, lernte ich, um bei der Ausarbeitung meines Handbuches davon Gebrauch machen zu können, die polnische, litauische und russische Sprache, und erwarb mir auch von der lettischen, estnischen und wendischen eine oberflächliche Kenntniß. So wenig mir dies half, reut mich doch diese Mühe nicht, weil ich jetzt einsehe, wie wenig alle Etymologie uns nützt, und ich bediene mir ihrer nur alsdenn, wenn schon unsichere Data waren, die ich durch die Etymologie verstärken konnte.

Im Betreff des Stils wird man mir vielleicht Ungleichheit zum Vorwurf machen; aber in einem Werke, woran ich seit beinahe achtzehn Jahren dachte, und das folglich nicht auf einmal, sondern nur stückweise entstand, in so mancherlei Perioden meines Lebens, bei Schwermut und Heiterkeit in kränklichen und gesunden Zustande, mit dem Feuer des Jünglings und der ruhigen Kälte des Mannes niedergeschrieben wurde, ist dieser Fehler unvermeidlich. Während der Ausarbeitung erlernte ich zur Übung meines Gedächtnisses verschiedene Sprachen, und da meine Lebhaftigkeit wegen meiner Blindheit durch keine äußere Gegenstände gestört wird, so treibe ich jede Beschäftigung von ganzer Seele. Daher erinnerten mich zuweilen meine Freunde, daß man es meinen Gesprächen und meinen Briefen ansehen könnte, welche Sprache ich gerade treibe, weil ich, von meinem Feuer hingerissen, Idiotismen, wenigstens Wortfügungen derselben, aufnehme, und diese können gegen meinen Willen auch hier eingeschlüpft sein. Auch die beständige Lektüre von Urkunden und Chroniken mußte meinem Stile nachteilig werden; und ob ich diesem Üble durch das Studium des Livius, Sallust und Plutarch abgeholfen habe, mag der Sachverständige entscheiden.

Hier ist nun mein freimütiges Geständnis, ich hätte vielleicht manches verhehlen, oft in einem höheren Ton reden können, aber ich wünsche mir nie mehr zu scheinen, als ich wirklich bin, und daher glaube ich auch hier dem Verdachte der Prahlerei zu entgehen, wenn ich hinzufüge, daß ich mit Hilfe von ungefähr 600 copirten und einigen 1000 ausgezogenen Urkunden, die alte Chronologie berichtigt, manches der Geschichte des Ordens genau bestimmt, selbst manches Neue dargetan, und das Staatsrecht und Lehnrecht Preußens ergänzt zu haben glaube. Ferner habe ich alle Naturprodukte, so weit ich nur konnte, aufgesammelt, um bestimmt anzeigen zu können, was mein Vaterland enthalte; auch habe ich eine beträchtliche Bibliothek von preußischen Geschichtsschreibern und andern dahin einschlagenden Schriftstellern mit Mühe zusammengebracht; hierauf in meiner Lage sehr beträchtliche Kosten verwandt, und beinahe fünfzehn Jahre lang die Geschichte meines Vaterlandes und des europäischen Nordens studiert; oft zwölf oder vierzehn Stunden täglich über einige wenige Stellen gebrütet; und oft mein Vergnügen, meinen andern einträglicheren Erwerb, dieser Beschäftigung aufgeopfert.

Preußens Geschichte war immer mein Hauptaugenmerk, und ich schalte nur die frühere Geschichte Brandenburgs ein, wenn ich auf die Verbindung beider Staaten komme; erzähle ich als ihre gemeinschaftlichen Schicksale, und füge, so oft eine neue Provinz hinzukommt, die frühere Geschichte bis zur Verbindung mit Preußen als Episode hinzu. Hiedurch werden die Grenzen meiner Arbeit erweitert, und ich hoffe, daß man mir wenigstens das Zeugnis des mühsamsten Fleißes nicht verweigern wird.

Lücken wird man hin und wieder in den preußischen Geschichten antreffen, bis zwei vorhandene, aber kostbare Quellen benutzt werden. Lucas David sagt uns, daß ein ganzes Fuder Urkunden, die auf Preußens und Polens Staatshändel Bezug hatten, vom Markgrafen Albrecht aus Königsberg und Tapiau nach Marienburg gesandt, und von da aus nach Krakau gebracht wurden. In den folgenden Kriegen, da die Schweden Krakau eroberten, wurden sie nach Schweden geschickt. Die zweite Quelle sind die Archive des Deutschen Ordens. Beide an Ort und Stelle zu benutzen, stehen mir beinahe unüberwindliche Hindernisse im Wege. Mich darüber hinwegsetzen zu können, ist oft mein Wunsch; ob ich ihn jemals befriedigen werde oder nicht, darüber muß die Zeit entscheiden; und wer es mir verargt, daß ich schon diesen Wunsch äußere, der bedenke doch zuvor, daß ich beinahe nichts in dieser Welt habe, woran meine Seele hängt; und wenn ich mir nun selbst etwas schaffe, wofür ich Anhänglichkeit fühle, wodurch ich mit dieser Welt wieder näher verbunden, und ihr wieder wirksam zu sein hoffe – sei es auch, nur wähne – wer kann es mir verargen, daß ich alles dafür zu opfern bereit bin?

Veröffentlicht in:
Tolkemita Mitteilungen, waistsennei,
'Informationsschrift für Prußen und Prußenfreunde I/ 2002


<< zurück Die Preußen Das altpreußische Weiberfest Die Kriegsführung der alten Preußen Die Darstellung der Prußen ... Geschichte Preußens Königsberg-Konferenz Über einen Aufstand ... Die "gequälte" Geschichte Der zerteilte Dialekt Gründungszusammenkunft Buchbesprechung Verweise


zur Landsmannschaft Ostpreußen

Ostpreußen
Erleben Sie Tradition
mit Zukunft

zur Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt zum Preußischen Mediendienst

Die Träger des Ostdeutschen Diskussionsforums:

Bund junges Ostpreußen (BJO)

Arbeitsgemeinschaft Junge Gereration im BdV-NRW
Junge Generation
im BdV NRW

Landsmannschaft Ostpreußen
Landesgruppe Nordrhein-Westfalen e.V.
 
Ostpreußen-TV
über 6,4 Millionen Videoaufrufe

Landsmannschaft Ostpreußen - Landesgruppe NRW

Deutsch / German / allemand English / Englisch français / französisch      

Copyright © 2002-2021  Ostdeutsches Diskussionsforum (ODF)

Stand: 01. Januar 2021

zur Feed-Übersicht