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Kolberg - ein Symbol

 


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Hermann Sudermann


Gedenkschrift - 70 Jahre LO-NRW

70 Jahre LO Landesgr. NRW
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Heinrich Sigismund von der Heyde (2.v.r.) mit einem Plan der Festung Kolberg in der Linken
im Kreise anderer bedeutender Zeitgenossen der Ära Friedrichs des Großen:
Sockelbereich des Reiterstandbilds Friedrichs des Großen Unter den Linden in Berlin

Kolberg als Symbol des Widerstands
Gleich drei Mal trotzte die pommersche Hafenstadt ihren Belagerern: 1758, 1760 und 1806/07
von Jürgen Ziechmann

Kolberg wurde nicht erst im Vierten Koalitionskrieg von 1806/07 zu Lebzeiten Friedrich Wilhelms III., Königin Luises, Napoleons, August Neidhardt von Gneisenaus und Joachim Nettelbecks zum Symbol des Widerstandes. Vielmehr war es dies auch schon zu Lebzeiten Friedrich des Großen gewesen. Vor 250 Jahren, am 26. August 1760, begann die zweite vergebliche Belagerung der Hafenstadt durch die Russen.

Schon im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) lag das Schicksal der kleinen Hafenstadt in Hinterpommern interessierten Beobachtern des Kriegsverlaufs am Herzen. Nach einer ersten überhasteten und daher vergeblichen Belagerung Kolbergs vom 3. Oktober bis 31. Oktober 1758, versuchten es die Russen am 26. August 1760 noch einmal, denn für ihre langen Nachschubwege war der Besitz des Hafens unerlässlich. Über die für die Bevölkerung dramatischen Tage gibt ein Tagebuch Auskunft.

Am 26. August, einem Dienstag, traf am Vormittag eine russische Flotte auf der Reede vor Kolberg ein. Sie bestand aus 57 Schiffen unterschiedlicher Größe mit zusammen 60 Segeln. An Bord hatte sie 500 Marine-Soldaten und 8.000 Mann Landtruppen. Zur selben Zeit wurden Stadt und Festung im Süden von einem Korps aus 1.300 Reitern eingeschlossen. Später kamen noch sechs schwedische Linienschiffe mit 100 Kanonen und zwei Fregatten hinzu.

Der Kommandant der Festung, Oberst Heinrich Sigismund von der Heyde (1703–1765), befehligte etwa 3.000 Soldaten und hatte ausreichend Proviant und Munition zur Verfügung. Die gute Kooperation zwischen ziviler und militärischer Leitung während der ersten Belagerung, die sogar dazu geführt hatte, dass Bürger sich zu Artilleristen hatten ausbilden lassen, bewährte sich auch im Spätsommer 1760. Die Soldaten beantworteten die Beschießung durch den Feind im wahrsten Sinne des Wortes trefflich und die Bürger organisierten einen vorbildlichen Löschdienst. Freilich konnte dies erhebliche Schäden nicht verhindern. Innerhalb der ersten Woche sollen 3.000 Bomben, Granaten und Brandkugeln in die Stadt geworfen worden sein. Durch das geschickte Feuer der preußischen Kanonen von den Wällen aus wurde ein Vordringen der Belagerer durch Laufgräben jedoch sehr erschwert.

Natürlich wird in dem Tagebuch auch eine Anekdote über die Kaltblütigkeit des Kommandanten überliefert: Am Freitag, den 12. September 1760 diktierte von der Heyde in einem Zimmer seiner Wohnung auf der Festung gerade einem Schreiber, „… als eine große Bombe in einem Nu durch die Decke und den Fußboden der Stube schlug. Heyde stand still, der Schreiber sprang erblasst auf und war außer Fassung. ,Nun, was ist?‘, fragte Heyde. ,Ach, mein Gott, Herr Oberst, die Bombe!‘, erwiderte der Schreiber. ,Ei, wenn’s weiter nichts ist‘, fuhr Heyde fort, ,das müssen wir uns jetzt gefallen lassen. Wo blieben wir stehen?‘ Kurz darauf fiel eine Bombe in einen Stall, in dem 200 Tonnen Mehl lagen, und brannte ihn nieder. Alles, was Heyde dazu sagte, war lediglich ein derber Fluch gegen die heillosen Russen.“

Am Sonnabend, den 13. September 1760 kam nachmittags gegen 14 Uhr ein russischer Hauptmann begleitet von einem Trompeter mit der Aufforderung zur Kapitulation vor dem Mündertor an. Heyde nahm das Schreiben selbst in Empfang. Er antwortete laut Tagebuch, „die Festung habe ihm der König anvertraut, und er werde sie schlechterdings nach preußischer Pflicht und Ehre bis zum Äußersten vertheidigen“.

Daraufhin erneuerte der Feind die Kanonade. „Die daher fliegenden Bomben, Granaten, Kanonenkugeln, Pechkränze und Feuerkugeln trafen auf die Wälle, zerbrachen Kirchen, Spitäler und Häuser, zündeten in allen Winkeln und töteten Soldaten, Bürger, Weiber und Kinder.“ Innerhalb von acht Stunden sollen 5000 Schüsse Stadt und Festung getroffen haben, die den Widerstand der Verteidiger aber nicht brechen konnten.

Am 18. September traf endlich der Generalmajor Johann Paul von Werner (1707–1785) mit seinem Husarenregiment (H 6) und einem Ersatzkorps ein, das sofort die russischen Belagerungstruppen zu Lande angriff und den Ring um Kolberg sprengte. Daraufhin segelten die russischen und schwedischen Schiffe am 23. September ab. Für Heyde wurde ihm zu Ehren auf Bitten der Bürgerschaft und auf deren Kosten im März 1761 eine Gold-Medaille geschlagen.

Die dritte Belagerung vom September bis Dezember 1761 brachte den Russen dann den gewünschten Erfolg. Sie endete aufgrund der Hungersnot und der mangelnden Einsatztruppen mit der Kapitulation vom 12. Dezember 1761. Von der Heyde ging mit seinen Soldaten in russische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Tode der Zarin Elisabeth am 5. Januar 1762 kam es am 5. März 1762 zum russisch-preußischen Friedensschluss und alle Gefangenen kehrten nach Kolberg zurück. Von der Heyde wurde dann zum „wirklichen“ Kommandanten ernannt. Er wurde im Mariendom zu Kolberg begraben.  

Quelle:
Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, 33/10 v. 21.08.2010


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